Seit Mitte März arbeite ich fast täglich im Homeoffice. Zu Beginn war das eine große Umstellung. Aber die tägliche Fahrt bzw. den täglichen Stau zur Arbeit vermisse ich nicht. Zeit, die ich morgens nutzen kann. Mal für Sport, mal für die Hausarbeit und manchmal auch mit einem frühen Arbeitsstart, um alle Aufgaben zu erledigen. Klar ist, Homeoffice ist nicht in jedem Beruf möglich. Pfleger*innen, Erzieher*innen oder die Kassier*innen im Supermarkt haben die Möglichkeit nicht. Wer also im Homeoffice arbeiten kann, ist bevorzugt. Das muss man so klar festhalten. Trotzdem gilt es für die, die im Homeoffice arbeiten könnten, den Rechtsrahmen zu setzen.
Zumal eine Studie den positiven Effekt auf die Produktivität der Beschäftigten belegt. Die Forschungsinstitute IGES und Forsa hatten für die DAK-Studie 7000 Beschäftigte zum Thema Homeoffice vor und während der Corona-Pandemie befragt. Das Ergebnis: Viele Beschäftigte bewerten das Arbeiten von zu Hause durchaus positiv. Es bedeutet für sie nicht nur mehr Zeit für die Familie und weniger Stress, sondern häufig auch mehr Produktivität bei der Arbeit. 56 Prozent der Befragten, die regelmäßig zu Hause arbeiten, sagten, sie seien dort produktiver als im Büro. 66% erklärten, sie könnten im Homeoffice Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren. Gut kommt auch, der Verzicht auf das Pendeln an.
Auch der Stresslevel der Befragten ist im Homeoffice niedriger: Vor der Corona-Pandemie fühlten sich 21 Prozent der Beschäftigten regelmäßig gestresst, in der Krise sind es nur noch 15 Prozent. Der Anteil der Beschäftigten, die nie oder nur gelegentlich gestresst sind, stieg von 48 auf 57 Prozent. Viele wollen das Homeoffice daher behalten. 77 Prozent der Beschäftigten, die erst seit der Corona-Krise regelmäßig von zu Hause arbeiten, möchten das auch in Zukunft – zumindest teilweise – beibehalten.
Damit Homeoffice nicht ausgenutzt wird und die Beschäftigten rund um die Uhr zur Verfügung stehen müssen, braucht es klare gesetzliche Regeln. Auch braucht es Regeln zur Ausstattung des Arbeitsplatzes im Homeoffice. Wer trägt die Kosten für Strom oder wer muss den Arbeitsplatz aussatten? Diese und weitere Fragen sind von der Politik in Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Arbeitgeber zu klären.
Die Digitalisierung der Arbeitswelt bietet also enorme Chancen für Unternehmen und Beschäftigte. Das aktuelle Arbeitsrecht berücksichtigt die neuen Gegebenheiten nicht ausreichend. Dabei wird es vor allem darauf ankommen, einen gesetzlichen Rahmen zu schaffen, der einerseits den neuen Möglichkeiten und Chancen der digitalen Arbeit Rechnung trägt, andererseits aber auch die Anforderungen und Bedürfnisse der Beschäftigten berücksichtigt. Wir brauchen daher ein Rechtsrahmen für das Recht auf Homeoffice.