Dormagen, Grevenbroich und Neuss sind wichtige Standorte für die Aluminiumindustrie in NRW. Hier haben einige tausende Menschen ihren Arbeitsplatz. Hier wird eine wichtige Wertschöpfung für unsere Region erzielt. Doch die Arbeitsplätze und die Region braucht eine Perspektive. Die Erzeugung und Herstellung von Produkten aus Aluminium benötigt viel Energie und stößt CO2-Emissionen aus. Für den Erhalt der Standorte braucht es daher eine sichere Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen. Energie, die bisher die heimische Braunkohle liefert. Doch wie geht es nun weiter?
Green Deal
Mit dem Europäische Green Deal will die Europäischen Kommission bis 2050 die Netto- Treibhausgasemissionen der EU auf null zurückzuführen, eine Kreislaufwirtschaft etablieren und wichtige Biodiversitätsziele zu erreichen. Dabei werden ökologische, wirtschaftliche und soziale Fragen zusammen gedacht – und für alle Sektoren der EU-Transformationsprozesse konzipiert.
Folglich wird sich die Aluminiumindustrie auch wandeln. In einem aktuellen Bericht des
International Aluminium Institute (IAI) werden drei Ansätze skizziert, wie Emissionen reduziert werden können. Dabei spielt neben den Klimaschutzzielen, der Ausstieg aus fossilen Energieträgern, auch die Tatsache eine Rolle, dass die weltweite Nachfrage nach Primäraluminium um bis zu 40 % steigen wird und die Menge des recycelten Aluminiums sich bis 2050 sogar mehr als verdreifachen wird.
Erneuerbare Energien
Mehr als 60 Prozent der 1,1 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen des Aluminiumsektors stammen aus der Erzeugung von Elektrizität, die während des Verhüttungsprozesses verbraucht wird. Eine dekarbonisierte Stromerzeugung könne Bericht der IAI eine gute Chance sein, Emissionen bis 2050 auf nahezu Null zu reduzieren.
Emissionen
Die Emissionen aus der Brennstoffverbrennung machen 15 % der Emissionen der Industrie aus. Hier bieten die Elektrifizierung, die Umstellung auf grünen Wasserstoff gute Ergebnisse. Die Prozessemissionen machen weitere 15 % aus und erfordern den Einsatz neuer Technologien.
Recycling
Eine Erhöhung der Sammelquoten auf nahezu 100 % sowie weitere Fortschritte bei der Ressourceneffizienz bis 2050 würden den Bedarf an Primäraluminium weiter reduzieren und zum Klimaschutz beitragen.
Investitionen fördern
Um klimaneutral zu werden, muss die Aluminiumindustrie künftig entweder Kohle durch Wasserstoff ersetzen, der vorher mit viel Ökostrom gewonnen wird. Oder sie muss Ressourcen effizienter einsetzen. Investitionen in Milliarden-Höhe sind notwendig, um den Umbau zu schaffen. Hier ist der Staat als Kapitalgeber sinnvoll. Auch mit dem Blick auf die finanzielle Stärke Deutschlands am Kapitalmarkt. Deutschland könnte sich an Unternehmen für klimaneutrale Vorprodukte beteiligen. Dann ginge es nicht nur darum, Wertschöpfung im Land zu halten. Sondern ein Problem zu lösen, vor dem die ganze Welt steht, wenn die Aluminiumindustrie künftig endlich klimaneutral wirtschaften will.
In der Industriepolitik bedarf es endlich eine vertiefte strategische Partnerschaft zwischen Wirtschaft und Staat. Damit Deutschland und somit Europa Vorreiter bei neuen Technologien für den Umbau einer klimafreundlichen Industrie wird. Was bei uns neu erdacht wird, muss auch in Europa zuerst in Serie gehen. Was hier erforscht wird, muss bei uns Anwendung finden.
Es ist an der Zeit, dass Deutschland und die EU im 21. Jahrhundert ankommen. Zwischen China und den USA bedarf es eine kooperative Strategie zwischen Wirtschaft und Staat, eine intensive Zusammenarbeit in der EU. Wir brauchen eine strategische Partnerschaft für den Transformationsprozess der Wirtschaft. So geht innovative Wirtschafts- und Industriepolitik.